Frauen* kämpfen gemeinsam – gegen Patriarchat, Staat und Kapital – wir lassen uns nicht spalten!
Am Frauen*streiktag setzen wir ein Zeichen gegen die patriarchale Ordnung unserer Gesellschaft. Weil wir einer breiten Bewegung angehören, organisieren wir unseren Widerstand sowohl bunt als auch militant. Uns ist wichtig hiermit ein Statement abzugeben, weshalb wir uns nicht spalten lassen in bürgerliche und revolutionäre Frauen* und weshalb es unbedingt nötig ist, dass wir der Polizei kritisch gegenüberstehen.
Dass die Polizei die diesjährige 8. März Frauen*demo verhindern wollte, ist kein Zufall im Jahr des feministischen Streiks. Die Frauen*bewegung erstarkt nicht nur in Ländern wie dem Spanischen Staat oder Italien, sondern auch in der Schweiz. Der Streik hat eine grosse Mobilisierungskraft bis in die hinterletzten Winkel der Schweiz. Die Streikkollektive greifen auch vermehrt antikapitalistische Forderungen auf und ermöglichen militante Widerstandsformen. Dieses Erstarken der Frauen*/Feministischen Bewegung macht dem Herrschaftsapparat Angst. Der grosse Polizeieinsatz am 9. März in Zürich sollte eine Spaltung der Frauen*bewegung provozieren und, im Hinblick auf den 14. Juni, abschreckende Wirkung haben.
Die 8. März-Frauen*demo – Geschichte einer Strassenpraxis
Die Demo zum 8. März, dem internationalen Frauen*kampftag, hat in Zürich eine lange Tradition. In den 80er Jahren wurde das Frauen*bündnis gegründet, das jedes Jahr die Frauen*demo als unbewilligte Demonstration organisiert. Es war für uns immer klar, dass wir keine Bewilligung für freie Meinungsäusserung einholen, sondern uns an diesem Tag die Strasse nehmen. So haben wir in den letzten Jahren immer mehr Frauen* mobilisieren können. Auch nicht organisierte Frauen* schliessen sich vermehrt der Zürcher 8.-März-Frauen*demo an. Die Selbstverständlichkeit, mit der wir uns die Strasse ungefragt aneignen, schwappt auf alle Beteiligten über und schafft Rückhalt wie auch Bewusstsein für diese radikale Strassenpraxis. Die Polizei war zwar immer schon präsent, früher noch in kurzen Hemden, später dann auch in Vollmontur. Doch dass die Polizei die Frauen*demo dieses Jahr nicht laufen lassen wollte und danach abdrängte, ist ein Novum.
Sie wollten uns spalten, aber ihre Provokation vereint uns
Der Polizeieinsatz am 9. März gegen die Frauen*demo hatte unter anderem ein klares Ziel: unsere Demoteilnehmerinnen* in gute liberale und böse radikale Frauen* zu spalten.
Mittels sogenannter «Dialogpolizei» wurden Demoteilnehmerinnen* darauf aufmerksam gemacht, dass die Demo nicht bewilligt war und nicht toleriert werden würde.
Wie heuchlerisch dieser «Dialog» ist, erkannten viele schnell. Vorne Dialogpolizei, hinten eine Armada an Robocops, mitsamt Greifertrupps und Wasserwerfer – das war eine Machtdemonstration nach dem Prinzip «Zuckerbrot und Peitsche».
Der angebliche Dialog sollte deeskalierend wirken, aber auch direkt einschüchtern. Damit kriminalisierte die Polizei die Demo und wollte eine Spaltung provozieren. Durch diese Spaltung sollte nicht nur eine Schwächung der Demo, sondern auch eine Legitimation des Polizeieinsatzes und einer allfälligen Repression gegen militante Kräfte bewirkt werden.
Für uns wütende Frauen* ist aber klar, dass nicht nur friedliche Widerstandsformen legitim sind.
Zusätzlich zu den Dialogteams twitterte die Polizei erstmals in Zürich mit direkter Anrede in die Demo hinein und versuchte die Route und Weisungen an die Teilnehmerinnen* durchzugeben. Die Tweets der Polizei beeinflussen direkt oder unbewusst unsere Stimmung an der Demo. Damit versuchen sie wilde Dynamiken unter den wütenden Frauen* zu brechen, uns von Aktionen abzuhalten, uns einzuschüchtern und uns in einen Dialog zu zwingen. Wir haben uns aber nicht manipulieren lassen. All diese Taktiken haben und werden uns nicht aufhalten können.
Die Polizei ist nicht unser Freund
Mit einem Staat der Ausschaffungen durchführt, Sozialhilfe bei den Schwächsten kürzt, Racial Profiling macht, das Kapital schützt und nicht zuletzt den Frauen*streik aktiv bekämpfen wird, diskutieren wir nicht über die Berechtigung unseres Protests. Für die Gleichstellung und Befreiung der Frauen* bekämpfen wir die patriarchale Ordnung und damit auch die staatlichen Ordnungshüter*innen. Frauen*befreiung heisst für uns auch die chauvinistischen, männlich-dominierten Denkweisen und Organisierungsformen dieser Gesellschaft anzugreifen und zu überwinden.
Auf die Strasse am Frauen*streiktag
Am 14. Juni und darüber hinaus gehen wir alle zusammen auf die Strasse. Wenn der feministische Streik mehr als symbolisch sein und seine Spuren hinterlassen soll, muss so richtig gestört werden: Im Haushalt und in den Betrieben streiken, den öffentlichen Verkehr stoppen, die Läden blockieren, die Stadt nachhaltig verschönern! Diese Widerstandsformen rütteln an der herrschenden Ordnung. Sie bewegen sich nicht in den vorgegebenen Bahnen, wie es Politikerinnen* und Lobbyistinnen* zu tun pflegen. Und genau das macht sie wirkungsmächtig, weshalb sie dann immer auch die Polizei, als Hüter der gesellschaftlichen Ordnung, provozieren. Sie wird wieder versuchen, radikale Elemente aus den Demos fernzuhalten und zu kriminalisieren. Wir lassen uns das Recht auf Widerstand nicht nehmen und uns von der Repression nicht einschüchtern.
Darum Solidarität mit allen widerständigen und militanten Frauen* am feministischen Streiktag!
In aller Kürze
Tweets der Polizei ignorieren, Dialogpolizei sabotieren und unterminieren (sie werden bald aufgeben), die Frauen* der Demo gegen Greifertrupps und Zivis schützen, bei einer Festnahme Aussage verweigern, nichts unterschreiben.